Plastik bleibt für immer Plastik ist ein Material, das in unserer Umwelt nicht abgebaut werden kann. Jede kleinste Menge Plastik, die jemals hergestellt worden ist, existiert nach wie vor. Ausgenommen die kleinen Mengen, die eingeäschert worden sind und somit zu giftiger Luft und zu Partikelemission wurden. Plastik vergiftet unsere Nahrungskette In unserer Umwelt wird Plastik in immer kleinere und kleinere Teilchen zerlegt, welche hochgiftige Chemikalien (Pestizide, Quecksilber, etc.) anziehen. Wissenschaftler sprechen vom Schwammeffekt. Diese Partikel werden durch wild lebende Tiere/Fische, zu Land und zu Wasser, mit Nahrung verwechselt und gegessen. Plastik vergiften somit auch unsere Nahrungskette!
Plastik beeinflusst die menschliche Gesundheit Die giftigen Zusatzstoffe (Weichmacher) die Plastik formbar machen, sind bereits im Blut und im Gewebe von fast jedem Menschen nachweisbar, einschließlich Neugeborene (unsere Kinder). Tipp: NDR – Der Film über Weichmacher! Einwegverpackungen aus Plastik sind die Hauptverursacher von Plastikverunreinigung Der Konsum von Einwegverpackungen ist außer Kontrolle geraten. Sie werden nur Sekunden bzw. Stunden benutzt, verbleiben aber für immer in unserer Umwelt. Recycling ist keine Nachhaltige Lösung Anders als bei Glas und Metall ist das recyclen von Plastik sehr teuer und vermindert in keiner Weise die Produktion von neuen Plastikprodukten. Der Großteil unseres Plastikabfalls wird auf Mülldeponien gelagert oder in andere Länder exportiert. Der größte Teil findet leider den Weg in unsere Weltmeere. Die ozeanischen Strudel Plastikmüll bedeckt Millionen von Quadratkilometern im Nord-Pazifischen Ozean, im Nordatlantik und in den restlichen ozeanischen Strudeln.
Es gibt keine bekannte Methode, die Plastikverschmutzung in den Ozeanen zu beseitigen, da die Plastikpartikel sehr klein sind (so groß wie Plankton) und sich über die gesamte Wassersäule verteilen. Die Menge der Plastikteile in den Ozeanen breitet sich mit verhängnisvoller Geschindigkeit aus. Es ist „Plastikverschmutzung“, nicht „Meeresmüll“ Wir glauben, dass der Ausdruck „Meeresmüll“ (durchweg von der Plastikindustrie verwendet) euphemistisch, vage und ineffektiv ist. Wir sind hier um über Plastikverschmutzung in den Ozeanen, Plastikverschmutzung auf dem Land und über Plastikverschmutzung in unseren Körpern zu sprechen. Lassen Sie es uns benennen, was es wirklich ist.
World Oceans Day Statement on Plastic Pollution
Bisphenol A
In unserem Blut fließt Plastik
von Meike Lorenzen
Durch die Luft, über die Haut und vor allem über die Nahrung nehmen die Menschen mehr Plastik denn je auf. Studien deuten drauf hin, dass Krebserkrankungen, Fettleibigkeit und Unfruchtbarkeit darauf zurückzuführen sind. Über das Gift in unseren Adern.
80 Prozent der Lebensmittel aus deutschen Supermärkten kommen mit Plastik in Berührung.
Der Blick in den Einkaufswagen zeigt: Mutter Erde ist in den vergangenen 60 Jahren zu einem Plastik-Planeten verkommen. Der Salat im Supermarkt ist hygienisch sauber abgepackt, der Käse in beschichtetes Papier eingewickelt. Der Joghurt ruht in kleinen Bechern und das Mineralwasser ist in PET-Flaschen abgefüllt. 80 Prozent der im Supermarkt verfügbaren Waren kommt mittlerweile mit Plastik in Kontakt. Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts haben Kunststoffe einen regelrechten Siegeszug hingelegt. Die Industrie schätzt das Material als stabil, leicht und individuell einsetzbar. Schon bei niedrigen Temperaturen lässt sich Plastik formen. Die Herstellung der Verpackungen ist entsprechend kostengünstig.
Weit über 280 Millionen Tonnen Plastik werden jährlich weltweit produziert, 19,5 Millionen davon allein in Deutschland. Entsprechend häufen sich die Müllberge. Inzwischen gibt es sechs Mal mehr Plastik als Plankton im Meer. Und selbst vor dem menschlichen Körper macht das Material nicht halt. Studien haben gezeigt, dass in unserem Blut und Urin mittlerweile Bestandteile von Plastik schwimmen.
„Die Menschen in den industrialisierten Staaten sind mittlerweile zu über 90 Prozent chronisch mit Bisphenol A (BPA) belastet, also sozusagen ‚plastiniert‘“, sagt Dieter Swandulla, Institutsdirektor der Physiologie II an der Universität Bonn. „In nahezu jeder Urinprobe lassen sich nennenswerte Konzentrationen von BPA nachweisen.“ Das Bisphenol A gilt als besonders gesundheitsschädlich. „Dabei handelt es sich um ein synthetisches Hormon, das östrogene Wirkung hat. Man hat herausgefunden, dass seine Aufnahme zu Fettleibigkeit, Diabetes und Herzkreislauferkrankungen führen kann“, erklärt Swandulla.
Eingang in das Plastik erhält BPA durch den chemischen Prozess, der kleine Erdöl- oder Erdgas-Molekülen in eine lange Molekülkette verwandelt. Dabei fügt die Industrie in der Regel bestimmte Stoffe (Monomere) hinzu, die das Material besonders hart machen soll. „Bisphenol A ist so ein Monomer, das für Polykarbonat und Epoxidharze als Ausgangsprodukt dient“, sagt Swandulla.
Ohne BPA wäre Hartplastik nicht denkbar. Es ist die meistproduzierte Chemikalie der Welt. Sie kommt in vielen Alltagsprodukten, wie Konservendosen, CDs, Autoarmaturen, Zahnfüllungen, Spritzen und Spielzeug vor. Außerdem findet sich der Stoff auf Thermopapier, aus dem zum Beispiel Kassenzettel oder Zugtickets gedruckt werden. Und über all diese Produkte findet er seinen Weg in unsere Körper.
„Das BPA ist sehr gut fettlöslich. In den Körper gelangt es sowohl über die Nahrung, als auch über die Haut. Es kann sogar mit dem Hausstaub über die Atmung in unseren Körper gelangen“, so Swandulla. Neueste Untersuchungen zeigen, dass es vor allem sehr gut über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Und das bleibt nicht ohne Folgen.
Wie krank Bisphenol A macht
Dass die Chemikalie schon ab einer kleinen bis mittleren Dosierung gesundheitsschädigend sein kann, haben Studien des Wissenschaftlers Frederick vom Saal erst Mitte der 90er Jahre belegt. Danach würde der Stoff die Spermienproduktion verringern, die Entwicklung des Gehirns beeinflussen, das Gewicht der Prostata erhöhen und eine Veränderung des Erbguts bewirken. Damit stellte der Forscher die bis dahin geltende wissenschaftliche Regel „Die Dosis macht das Gift“ auf den Kopf. Anders als bis dahin angenommen, wird BPA in geringen Mengen sogar stärker als in großen.
Nur drei Jahre später fand die Molekularbiologin Patricia Hunt Hinweise darauf, dass Bisphenol A zu Störungen im Erbgut führen könnte. Das Phänomen beobachtete sie bei Mäusen, die neue Plastikkäfige mit Plastikwasserflaschen aus Polykarbonat erhalten hatten. In anschließenden Tests zeigte sich, dass die Chromosomenschäden an den Weibchen über Generationen wirkten. Diese Defekte seien für Fehlgeburten verantwortlich.
Darüber hinaus hat Dieter Swandulla von der Universität Bonn erst im Dezember in einer Studie gezeigt, wie Enzyme und Transportproteine in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. Durch Experimente an Gewebeproben von Mäusen und Menschen konnten er und sein Team feststellen, dass BPA für die Zellfunktion wichtige Kalzium-Kanäle in der Zellmembran blockiert. Durch diese Kanäle strömt das Kalzium in die lebenden Zellen, wodurch etwa die Kontraktion der Herzmuskelzellen oder die Kommunikation von Nervenzellen untereinander gesteuert wird.
„Der Großteil der Studien unabhängiger Wissenschaftler zeigt schädigende Effekte “, ordnet Sarah Häuser, Expertin für Chemikalienpolitik und Nanotechnologie beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), ein. Auch eine Überblicksstudie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Wirkung hormoneller Stoffe gebe den Wissenschaftlern Recht. Die Studie zeigt eindeutig, dass die Zahl der Brust-, Prostata- und Hodenkrebsfälle in den vergangenen Jahrzehnten massiv zugenommen hat. Auch verfrühte Pubertät bei Mädchen wird immer häufiger. Ebenso die reduzierte Spermienqualität (um bis zu 40 Prozent) bei Männern und Übergewicht. „All diese Symptome können mit hormonellen Störungen in Zusammenhang gebracht werden, wie sie zum Beispiel Bisphenol A auslöst“, sagt Sarah Häuser.
Die WHO schreibt in ihrer Studie, dass genetische Faktoren diesen Sprung an hormonell bedingten Krankheiten in der Statistik nicht erklären. Er sei nur durch äußere Einflüsse zu erklären. Daher hat die Behörde hormonell wirksame Chemikalien als "globale Bedrohung" bezeichnet. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Plastik vergiftet die Menschen in den Industrienationen.
Unternehmen halten dagegen
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat 141 Kleidungsstücke der verschiedensten Marken von unabhängigen Labors auf Schadstoffe testen lassen. Dabei fanden die Textilprüfer in 89 der 141 T-Shirts, Jacken und Hosen Nonylphenolethoxylate (NPE). Diese NPE kamen oftmals in industriellen Reinigungsmitteln vor, sind aber seit 25 Jahren innerhalb der EU als Bestandteil von Reinigern verboten, weil sie zu giftigem Nonylphenol abgebaut werden.
Die giftigen Stoffe wurden beispielsweise in sechs von zehn Kleidungsstücken der Marke Zara gefunden. Außerdem fanden die Prüfer in zwei der zehn T-Shirts krebserregende Amine. Amine wurden insgesamt in zwei der 134 Artikel in Konzentrationen oberhalb der Nachweisgrenze von 5 mg/kg gefunden: "Beide Produkte wurden in Pakistan für Zara hergestellt und im Libanon und in Ungarn verkauft", heißt es in der Greenpeace-Studie.
Auf ihrer Homepage verspricht die Marke dagegen, dass alle Aktivitäten der Zara Inditex Group "moralisch und verantwortungsvoll durchgeführt" werden. Weiter heißt es: "Alle Produkte von Inditex respektieren die Umwelt, Gesundheit und Sicherheit. Durch die Umsetzung strenger internationaler Standards versichert Inditex seinen Kunden, dass die Produkte des Unternehmens strikte Gesundheits-, Sicherheits- und moralische Standards erfüllen."
Bei Konkurrent Vero Moda waren übrigens vier von fünf Kleidungsstücken positiv auf NPE getestet worden.
Seitens der Plastik- und Verpackungstechniker wird die Gefahr herunter gespielt. „Die Verwendung von Kunststoffen in den zahlreichen Anwendungen ist geprüft und sicher“, sagt Rüdiger Baunemann, Hauptgeschäftsführer bei PlasticeEuropa Deutschland. Schließlich würden von zuständigen Behörden die gesetzlichen Vorgaben des europäischen Stoffrechts (REACH) überwacht. Nach Vorgaben der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) liegt der Grenzwert für Biosphenol A seit dem Jahr 2006 bei 0,05 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Seit 2011 darf der Stoff in Babyflaschen gar nicht mehr enthalten sein. Aktuell arbeitet auf die EFSA aufgrund der vielen neuen Studien an einer neuen Risikobewertung von Bisphenol A.
„Hormonell wirksame Stoffe können bereits in extrem niedrigen Konzentrationen wirken, die aktuelle Gesetzgebung schützt die Menschen nicht“, sagt Sarah Häuser. Bisphenol A werde zwar schnell abgebaut und ausgeschieden. Dass der Stoff dennoch in nahezu jedem Menschen nachgewiesen werden kann, zeige nur umso deutlicher, wie extrem wir Plastik in unserem Alltag ausgesetzt sind. „Der Einsatz von Grenzwerten ist eigentlich kaum noch haltbar. Ein Verbot wäre sinnvoller“, glaubt Häuser.
Denn erstens sei der Einfluss des Bisphenol A stark an das Entwicklungsstadium eines Menschen geknüpft. Bei Föten, Babys und Kleinkindern wirke BPA ganz anders als bei Erwachsenen. Zweitens würden sich die Werte summieren. So essen wir an einem Tag eine Dosensuppe, fassen diverse S-Bahn-Tickets an und essen Fisch, der sich im Meer von Plastik statt von Plankton ernährt hat. „Dazu kommt der Einfluss von Phthalaten – Weichmacher, die in PVC-Böden enthalten sind und ebenfalls hormonell wirken“, sagt Häuser. Sogar in Tagescremes sind diese Stoffe enthalten. „Am Ende des Tages nehmen wir einen Cocktail an Stoffen auf, deren Grenzwert geschweige denn deren Wechselwirkungen wir gar nicht mehr einschätzen können“, so die Expertin.
Dieter Swandulla aus Bonn geht noch weiter: „Es besteht aufgrund seiner Fettlöslichkeit die Gefahr, dass BPA sich in unterschiedlichen Körpergeweben einlagern kann und dort hohe Konzentrationen erreicht.“ Diese Prozesse beim Menschen seien noch nicht genügend erforscht.
Auch über die Elemente, aus denen Plastik besteht, gebe es noch viel zu wenige Erkenntnisse. „Im Plastik einer Wasserflasche sind über 2000 Inhaltsstoffe enthalten. Jeder Hersteller hat Geheimrezepturen, die er nicht offenlegen muss. Bewertungen als Gefahrenstoff gibt es vielleicht nur für zirka 20 Prozent dieser Substanzen“, sagt Swandulla.
Frankreich verbietet BPA
Das Thema wird Behörden, Unternehmen und Verbraucher noch lange beschäftigen. Zum einen dauert es 500 Jahre, ehe Plastik in seine Bestandteile zerfällt. Zum anderen sind die aktuellen Erkenntnisse noch frisch, Langzeitstudien fehlen. Auch das Bundesinstitut für Risikoforschung hat sich dem Thema angenommen und in einem Positionspapier aus dem Jahr 2012 klargestellt: „Grundsätzlich gilt, dass die Entwicklung und Bewertung von Alternativen zu BPA mehrere Jahre (ca. 5) dauert.“
Die Europäische Union ist an dem Thema dran. Aktuell berät die Kommission über neue Regelungen im Umgang mit oder sogar das Verbot von hormonell wirksamen Chemikalien. Die Auswirkungen wären gigantisch, da sich alle Unternehmen, die Produkte in Europa verkaufen, an diese Vorschriften halten müssten. Entsprechend gab es schon erste kritische Stimmen gegen das Vorhaben.
18 Wissenschaftler haben sich in einem Editorial einer Fachzeitschrift kritisch zu den Plänen geäußert. Sie seien „wissenschaftlich nicht zu begründen“. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass 17 der 18 Forscher mit der Chemie- und Pharmaindustrie, Biotechnologie-Unternehmen oder Herstellern von Kosmetika, Tabak und Pestiziden zusammengearbeitet haben.
Wann es auf europäischer Ebene zu einer Einigung kommen könnte, ist derzeit nicht klar. Entsprechend werden einige Länder selbst aktiv. Die französische Regierung will Bisphenol A in Lebensmitteldosen ab 2015 komplett verbieten. Und auch das schwedische Parlament strebt derzeit ein Verbot der Chemikalie an. In welchem Ausmaß ist noch nicht bekannt. In Deutschland gibt es derartige Pläne bisher nicht.
Eines ist klar: Eine Welt ohne Plastik wird es nicht mehr geben. Entsprechend bleibt den Verbrauchern nur, sich selbst so gut es geht zu schützen. Verbraucherschützer raten daher dazu, auf Dosen oder Plastik-Verpackungen zu verzichten. Joghurt und Tomatensauce gibt es auch im Glas. Auch Dosenfrüchte sollten Verbraucher meiden. Getränke, die es auch in Flaschen gibt, sollten eher als Dosen gekauft werden. Ein weiterer Tipp: Von Plastikdosen absehen und Wurst, Käse und Butter eher in Glas- oder Porzellan-Dosen aufbewahren.
Quelle: http://www.wiwo.de/technologie/forschung/bisphenol-a-in-unserem-blut-fliesst-plastik/9002916.html